Im Gespräch mit Agnes - Mutter, Erzieherin & Familiencoach

Im Gespräch mit Agnes - Mutter, Erzieherin & Familiencoach

Wenn du die Facebookgruppe Kindergartenkinder kennst, dann kennst du bestimmt auch schon die liebe Agnes. Sie ist ein sehr aktives Mitglied der Gruppe und fällt durch ihre sachlichen und hilfreichen Beiträge zu Elternfragen auf. Was du vielleicht aber nicht weißt, ist dass Agnes Erzieherin, Familiencoach und selbst Mutter ist. 

Ich habe mich daher sehr gefreut, dass Agnes einem kleinen Gespräch zugestimmt hat und ich sie kennenlernen durfte 😇

🐼 Hallo Agnes! Es freut mich sehr, dass du dir die Zeit nimmst für einen kleinen Plausch. Du bist mir in der Gruppe Kindergartenkinder bei Facebook aufgefallen. Ich habe dann auch erfahren, dass du selbst Erzieherin bist. Wie lange machst arbeitest du nun schon in deinem Beruf?

🙎🏻‍♀️ Bereits seit etwas über 20 Jahren bin ich als Erzieherin tätig. In dieser Zeit habe ich in verschiedenen Bereichen (Krippe und Kindergarten) gearbeitet und Kinder und Eltern begleitet.

🐼 Auch wenn Kita- und Kindergartenplätze knapp sind, sollte man sich rechtzeitig anmelden. Doch wie finde ich die für mich und mein Kind passende Einrichtung?

🙎🏻‍♀️ Es ist immer hilfreich, wenn sich Eltern mit anderen Eltern austauschen. Hören, was in den einzelnen Einrichtungen im Umkreis positiv läuft. Auch ist es vorteilhaft, sich mit den Inhalten bzw. Konzepten der Einrichtungen zu befassen und sich zu überlegen, was ist uns wichtig. Welche Werte sollen meinem Kind vermittelt werden? Wenn möglich sollten Eltern auch vor Ort das Personal und die Einrichtung kennen lernen und ins direkte Gespräch gehen. Ein Bauchgefühl ist ein guter Hinweis! Fühlen die Eltern sich wohl, dann überträgt sich das positive Gefühl später auf die Eingewöhnung und die Zeit danach.

🐼 Da hast du im Laufe der Zeit bestimmt viele verschiedene Charaktere von Kindern und auch Eltern kennengelernt. Da hat sich in 20 Jahren doch bestimmt auch das Verhalten von Eltern und Kindern geändert wenn sie das erste Mal den Kindergarten besuchen?

🙎🏻‍♀️ Heute kommen überwiegend Kinder mit "Vorerfahrung" in die Einrichtung. Da die meisten Kinder zuvor schon in der Krippe waren, sind sie die Trennung von den Eltern gewöhnt. Eine Umstellung ist es dennoch. Die Gruppen sind größer, die Lautstärke ist erhöht und die Tagesstruktur ist verändert. Es wird mehr Selbstständigkeit gefordert und gefördert.

Die Eltern, deren Kinder heute in den Kindergarten kommen, können durch einen anfänglich guten Beziehungsaufbau und das Vertrauen ins Personal besser loslassen. Kinder und Eltern die zuvor noch keine Erfahrung in der Fremdbetreuung hatten, tun sich vergleichsweise etwas schwerer. Eltern sind anfänglich irritiert über den veränderten Tagesablauf, über die Regeln die den Kindern schnell als selbstverständlich erscheinen und diese automatisch umsetzen.

Wenn für Eltern das „Loslassen“ der Kinder ungewohnt ist oder sie kein Vertrauen zur Erzieherin aufbauen können, spüren das die Kinder und können sich trotz Neugier und Interesse schlecht von Mama oder Papa lösen. Kinder möchten ihren Eltern gefallen und sich entsprechend deren Erwartungen verhalten. Umso sicherer und mental stark die Eltern sind, umso besser klappt es mit der Eingewöhnung.

🐼 Aber wie können Eltern Sicherheit vermitteln, wenn sie diese selbst nicht spüren? Hast du vielleicht einen Tipp für Eltern, wie ihnen das Loslassen leichter fällt?

🙎🏻‍♀️ Das Thema „Loslassen“ hat ganz viel mit mir selbst zu tun. Wenn ich selbst positive Erfahrungen gemacht habe kann ich gut loslassen. Wenn Eltern feststellen, dass sie schlecht loslassen können, empfehle ich ihnen sich zu fragen, woher bei Ihnen diese Unsicherheit kommt. Die Antwort auf diese Frage ist meistens der erste Gedanke der ihnen spontan einfällt. Damit ich Loslassen kann, muss ich bereit sein zu vertrauen. Eltern sollten sich fragen, ob sie sich selbst und/oder anderen vertrauen.

🐼 Oft ist der Grund für die Anmeldung in der Kita oder dem Kiga der berufliche Askpekt. Der erste Gedanke der Eltern ist dann vielleicht, dass sie ihr Kind noch gar nicht "alleine lassen" möchten. Diese innerliche Unsicherheit strahlen sie dann auch ganz unbewusst aus.

🙎🏻‍♀️ In diesen Fällen sollten Eltern überlegen, welche Betreuungsalternativen es gibt. Vielleicht ist eine Tagesmutter – die nur tageweise oder stundenweise betreut - die bessere Entscheidung. Allein die richtige Betreuungsform hilft Eltern, die richtige Entscheidung zu fällen, wodurch sie der Eingewöhnungssituation entspannt entgegengehen.

🐼 Kann die Unsicherheit der Eltern auch auf der Einrichtung an sich beruhen?

🙎🏻‍♀️ Sollten Eltern während der Eingewöhnungszeit immer wieder feststellen, dass bestimmte Themen bezüglich der Handhabung in der Einrichtung, der pädagogischen Arbeit oder die persönlicher Art des Personals ein unbehagliches Gefühl auslösen, dann empfehle ich diese Themen im Gespräch mit dem Personal zu klären.

🐼 Das Gespräch mit dem Betreuungspersonal zu suchen fällt vielen nicht leicht. Es ist ihnen unangenehm bzw. haben Angst, jemanden durch ihr anliegen vor den Kopf zu stoßen. Ermutigst du Eltern das Gespräch zu suchen wenn sie etwas bedrückt?

🙎🏻‍♀️ Bei uns in der Gruppe ist es so, dass wir bereits bei der Eingewöhnung die Eltern einladen, dass sie das Gespräch mit uns suchen, wenn Unstimmigkeiten vorherrschen. Es macht wenig Sinn, wenn sie mit Bauchschmerzen herum laufen. Sollten sie Handlungen oder Szenen beobachten, die bei ihnen Unbehagen auslösen, ist es hilfreich dies anzusprechen. Oftmals sehen Eltern nur einen Mini- Ausschnitt aus unserm Alltag. Da weiß man nicht, was schon vorher für Themen zwischen Personal und Kind gelaufen sind. Dann anhand dieser Situation zu urteilen, ist eine Vorverurteilung. Darum ist es wichtig und hilfreich sich auszutauschen.

🐼 Du hast beobachtet, dass Eltern heutzutage versuchen, die Probleme der Kinder zu lösen, ihnen möglichst viele Wünsche zu erfüllen und Aufgaben abzunehmen.

🙎🏻‍♀️ Kinder erleben durch die Dauerentlastung der Eltern seltener Frustrationssituationen, da Eltern ihnen diese ersparen wollen. Hierdurch erlernen sie jedoch einen starken Durchsetzungswillen. Sie lernen mit Gequengel, Widerstand und Ignoranz ihren Willen zu erreichen. Eltern möchten grundsätzlich das Beste für Ihr Kind. Ihre Überfürsorge und der Wunsch stets die Wünsche der Kinder zu erfüllen, ist für die Entwicklung der Kinder leider wenig dienlich.

🐼 Kinder müssen also durchaus Grenzen lernen und auch ein NEIN akzeptieren können. Eltern "lernen" das sie Kinder in Konfliktsituationen einbinden, nach ihren Bedürfnissen fragen und eine gemeinsame Lösung finden sollen. Aber oft setzt das Kind seinen Willen dann doch durch. Machen Eltern etwas falsch? Wie regelst du das im Kindergarten?

🙎🏻‍♀️ Wenn das Kind seinen Willen bekommt, ist es keine gemeinsame Lösung 😉  Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass sich Eltern bewusst machen worum es ihnen bei einem NEIN geht. Bin ich gegen das was mein Kind haben möchte, weil ich die Notwendigkeit vermisse, oder habe ich Bedenken bezüglich des Wunsches?

In beiden Fällen empfehle ich dem Kind eine Erklärung zu geben, damit es die Möglichkeit bekommt meine Denkweise kennen zu lernen und NEIN zu verstehen. Damit die Situation ohne Eskalationen und Geschrei endet, finde ich es wichtig, dass Eltern auch auf das Gefühl und das Bedürfnis des Kindes eingehen und entsprechend reagieren.

Wichtig ist, dass Eltern emphatisch auf das Bedürfnis reagieren und Konsequent in ihrer Haltung bleiben. Wurde ein NEIN ausgesprochen und das Warum erklärt, so kommt es auf die Konsequenz der Eltern an.

🐼  Wie oft muss ein NEIN deiner Meinung nach erklärt werden, bis es vom Kind verstanden wird? Das ist sicher auch Altersabhängig.

🙎🏻‍♀️ Es ist ausreichend dem Kind ein bis zwei Mal die Situation zu erklären. Sollte ein drittes Mal erforderlich sein, so kann auch rückgefragt werden, was das Kind als Antwort verstanden hat. Kann es inhaltlich wieder geben, was die Eltern gesagt hatten, liegt es an den Eltern in ihrer Entscheidung Konsequent zu bleiben.

🐼  Abschließend noch ein Thema, das in der Facebookgruppe Kindergartenkinder häufiger aufkommt. Gerade hat man die Eingewöhnungszeit gemeistert, wird das Kind krank. Eltern fragen sich dann häufig, warum das eigenen Kind krank wird und andere nicht.

🙎🏻‍♀️ Gerade zu Beginn in einer Einrichtung, muss sich das Immunsystem der Kinder erst aufbauen. Die Kinder begegnen beim spielen und toben und hierdurch fliegen die Bakterien und Vieren hin und her. (Manchmal wäre es sicher interessant eine Kamera zu haben, die diesen Austausch filmt 😉)

Was für Eltern im Krankheitsfall wichtig ist: Dem Kind und seinem Körper die Zeit zum Genesen geben. Es passiert, dass Kinder in einem halb gesunden Zustand wieder in die Einrichtung kommen. Dann kann es passieren, dass die Kinder erneut erkranken, wodurch wieder eine Betreuung zu Hause notwendig wird. Innerhalb der Gruppe muss auch auf andere Kinder und das Personal geachtet werden. Alle Kinder und das Personal haben das Recht gesund zu bleiben.

🐼 Wem fällt denn die Rückkehr in den Kindergartenalltag nach einer Betreuung zu Hause wegen Krankheit schwerer? Den Eltern oder den Kindern?

🙎🏻‍♀️ In der Regel kommen die Kinder sehr gerne wieder in die Einrichtung. Sie haben wieder eine Struktur, sehen ihre Freunde wieder und können spielen. Im Kindergarten sehen sie die neuen Angebote und fragen nach, was sie versäumt haben. Manchmal fällt der Abschied von den Eltern wieder schwer. In diesen Situationen rate ich die Verabschiedung „kurz und schmerzlos“ zu gestalten. Eltern können die Neugier der Kinder befeuern, indem sie auf die Aktivitäten und Freunde aufmerksam machen und ihren Kindern viel Spaß und einen schönen Tag wünschen.

Agnes Heinrich
agnes-heinrich-familiencoaching.de

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